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Umgang mit Konflikten – Streiten will gelernt sein!
Unzuverlässigkeit, schlechte Schulnoten, pampige Antworten oder Unordnung – diese Konfliktthemen sind Ihnen vermutlich wohl bekannt.
In der Pubertät entwickeln Jugendliche ihre eigenen Wertvorstellungen und Lebensziele und lösen sich von ihren Eltern. Dem gegenüber stehen die Eltern, die sich viele Jahre intensiv gekümmert haben und denen das Loslassen schwerfällt.
Somit gibt es ausreichend Konfliktpotenzial, das durch die Erkrankung noch verstärkt wird. Eltern sorgen sich, teilweise zu Recht, um die Gesundheit ihres Kindes. Jugendliche sehen das meist völlig anders und meinen, alles im Griff zu haben. Außerdem möchten sie nicht nur „für die Krankheit“ leben. Bei so gegensätzlichen Standpunkten ist es schwer, sich nicht zu streiten!
Konflikten vorbeugen
Was ist Ihnen wichtig und was der/dem Jugendlichen? Ist die Position der/des anderen nachvollziehbar?
Was ist erlaubt und was nicht? Welche Pflichten für Schule, Haushalt oder Therapie sind zuerst zu erfüllen, bevor sie/er abends länger ausgehen darf? Welche Vorkehrungen sind nötig, bevor sie/er ein ganzes Wochenende woanders verbringt?
Diese Vereinbarungen müssen regelmäßig aktualisiert und dem Alter sowie der zunehmenden Selbstverantwortung Ihres Kindes angepasst werden.
Niemand kann erwarten, dass Sie alles erlauben, das wäre verantwortungslos. Seien Sie aber kompromissbereit. Ein Mittelweg ist meist besser als ein Verbot!
Regeln für konstruktives Streiten
Es gibt verschiedene Arten des Zuhörens und viele Gründe, warum wir häufig nicht richtig zuhören. Wenn Ihr Kind das Gespräch mit Ihnen sucht, sollten Sie sich Zeit nehmen und ihm Ihre volle Aufmerksamkeit schenken:
Erst einmal zuhören und nicht gleich nach Gegenargumenten suchen. Nur so kann man die Position der/des anderen verstehen.
Ruhig und fair bleiben. Beleidigungen und Verletzungen machen den Streit nur schlimmer und verhärten die Fronten.
Streitstopp einlegen. Wenn der Streit eskaliert und Ihnen die Basis für ein sachliches Gespräch fehlt, machen Sie eine Pause. Danach kann das Gespräch in ruhigerem Ton fortgesetzt werden.
Den Konflikt nachbesprechen. Hat der Streit etwas gebracht? Sind Sie einer gemeinsamen Lösung nähergekommen? Können Sie sich wieder vertragen?
Problemlösen lernen
Mit dem Problemlöseansatz können Sie sich dem Thema einmal ganz anders nähern, nämlich systematisch. Er lässt sich auf Probleme jeder Art anwenden.
Sie sind nicht allein für das Problemlösen zuständig. Überlegen Sie gemeinsam mit der/dem Jugendlichen Lösungen für Ihre Streitthemen. Am Ende entscheiden Sie zusammen, welche Lösung ausprobiert und beibehalten wird!
Dieses Problemlöse-Schema können Sie für Ihr Familiengespräch nutzen:
Problemlöseansatz
„Ich bin wütend, weil meine Tochter Lisa nicht im Haushalt hilft. Sie lässt sich immer nur bedienen und hinter ihr herräumen muss ich auch noch ständig!“
1. Was ist genau mein Problem?
Ich bin sauer, wenn Lisa nicht im Haushalt hilft. Dann mache ich ihr Vorwürfe und sie zickt zurück.
2. Was ist mein Ziel?
Ich möchte gelassener werden UND die anderen sollen im Haushalt mithelfen.
3. Was hat bisher geholfen?
Als ich neulich krank war, hat Lisa von alleine die Küche aufgeräumt. Ich brauchte nichts zu sagen. Ich habe ihr einmal morgens eine To-do-Liste hingelegt, davon hatte sie immerhin zwei Sachen erledigt.
4. Was könnte man noch tun?
- Eine To-do-Liste für die ganze Woche machen statt für jeden Tag, dann kann sie es sich selber einteilen.
- Mit Lisa besprechen, was ihr beim Erinnern und Erledigen hilft.
- Einen Joker in der Woche, den sie bei Bedarf einsetzen darf.
- Wenn ich mich aufrege, innerlich „STOPP“ sagen, kurz aus dem Zimmer gehen und mich beruhigen.
- In der Familie die Aufgaben einmal durchsprechen und neu verteilen. Vielleicht gibt es Verbesserungsmöglichkeiten.
5. Welche der Ideen möchte ich ausprobieren?
Ich will zuerst die letzte Idee ausprobieren und einen Familienrat mit der gesamten Familie machen. Dann würde ich Lisa zum Eis einladen und mit ihr die anderen Ideen durchsprechen. Im Café können wir beide bestimmt ruhiger bleiben.
6. Wer oder was hilft mir bei der Umsetzung?
Wir schreiben die neue Aufgabenverteilung auf einen Zettel, den wir für alle sichtbar an den Kühlschrank hängen und Erledigtes abhaken.
7. Habe ich mein Ziel erreicht?
Wir setzen uns nach 2 Wochen noch mal zusammen und beurteilen, wie es lief. Eventuell müssen wir uns dann etwas Neues ausdenken.
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