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Tipps für die Kommunikation zwischen Eltern und Teenagern

Meckern, Ungeduld und Zetern – das ist oftmals die anstrengende Realität mit pubertierenden Kindern. Auch wenn in diesem Lebensabschnitt Regeln dazu da sind, um von den Teenagern gebrochen zu werden, müssen Sie nicht mit jedem Verhalten Ihres Kindes einverstanden sein.

Diese Strategien und Tipps können Ihnen helfen, einen guten Kontakt zu Ihrem Kind zu behalten:

Halten und Loslassen

In der Pubertät ist es schwierig, als Eltern die richtige Balance zu finden: zwischen Loslassen und Halten, zwischen Vertrauen und Kontrolle, zwischen Freiraum lassen und Grenzen setzen. Überprüfen Sie daher regelmäßig Ihre Haltung und Ihr Verhalten gegenüber Ihrem Kind.

Sie können Ihr Kind festhalten

Sie bestehen darauf, dass Sie entscheiden, nicht Ihr Kind.

Sie lassen keine Spielräume.

Sie verbieten alles, womit Sie nicht einverstanden sind.

Sie kontrollieren jeden Schritt Ihres Kindes.

Sie misstrauen Ihrem Kind.

Damit erreichen Sie …

Sie berücksichtigen nur Ihre Interessen, nicht die Ihres Kindes.

Sie blockieren Entwicklungsmöglichkeiten Ihres Kindes.

Ihr Kind wendet sich von Ihnen ab.

Sie unterdrücken Konflikte.

Sie können Ihr Kind loslassen

Sie geben Ihrem Kind ausreichend Raum, um zu lernen, selbstständig zu werden und Verantwortung für sich zu übernehmen.

Sie akzeptieren die Entscheidungen Ihres Kindes und lassen es aus seinen Erfahrungen lernen.

Ihr Kind weiß, dass Sie jederzeit ansprechbar sind, wenn Sie von Ihrem Kind gebraucht werden.

Sie können darauf vertrauen, dass Sie Ihrem Kind trotz allem wichtig sind.

Damit erreichen Sie …

Sie stärken die Möglichkeiten Ihres Kindes, sich zu entwickeln.

Ihre Beziehung zu Ihrem Kind wird langfristig gefestigt.

Sie können Konflikte gemeinsam klären.

Beziehung/Bindung erhalten

Eine gute Beziehung zu Teenagern können Sie auch während der Pubertät haben. Behandeln Sie sie als das, was sie sind: junge Menschen, die sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln wollen.

Jugendliche brauchen in dieser Phase selbstbewusste Eltern, die geduldig, liebevoll, verständnisvoll und fair sind. Versuchen Sie, gute Vorbilder für Ihre Kinder zu sein, an denen sie sich orientieren können.

Empathisch sein und Gesprächsbereitschaft signalisieren

Kennen Sie diese Reaktionen von sich, wenn Ihr Kind alle Zeit der Welt hat und Aufgaben vor sich herschiebt oder sich in sein Zimmer verkriecht?

  • „Komm jetzt endlich in die Gänge! Die Aufgaben erledigen sich nicht von selbst“
  • „Wie, du willst heute nicht in die Schule?!? Selbstverständlich gehst du zur Schule!“
  • „Steh jetzt endlich auf!“
  • „Muss ich dir denn alles hinterhertragen? Ich bin doch nicht dein Dienstbote!“
  • „Hast du nichts anderes zu tun, als immer nur vor deinem Computer/Smartphone zu hängen?“

Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen. Es befindet sich in einer schwierigen Umbruch- und Selbstfindungsphase, und bei diesen Aussagen ist es selbstverständlich, dass Ihr Kind rebelliert. Es ist normal in dieser Lebensphase, dass sich Ihr Kind nicht herumkommandieren lassen will.

Hier einige Tipps:

Nehmen Sie die Bedürfnisse und Emotionen Ihres Kindes wertfrei wahr. Also ohne sich im Vorfeld schon eine Meinung zu bilden oder mit einer bestimmten Antwort zu rechnen.

Drücken Sie Ihr Verständnis aus, indem Sie sagen, dass Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes gut nachempfinden können oder kennen, z. B. aus Ihrer eigenen Jugend oder aufgrund selbst erlebter Situationen.

Ratschläge mag Ihr Kind gerade nicht, schon gar nicht immer dieselben. Hören Sie einfach zu. Versuchen Sie, Ihr Kind dabei zu unterstützen, selber Lösungen für Probleme zu finden und dadurch eine Problemlösekompetenz zu entwickeln.

So könnten Sie beispielsweise reagieren, um nicht sofort Widerstand zu erzeugen. Sie zeigen damit, dass Sie versuchen, sich in die Lebenswelt Ihres Kindes einzufühlen:

Aber seien Sie nicht zu streng mit sich selbst: Sie sind auch nur ein Mensch! Manchmal muss man seinen Gefühlen freien Lauf lassen und darf sich aufregen oder schimpfen. Auch den adäquaten Umgang mit Gefühlen muss Ihr Kind lernen!

Zuhören

Es gibt verschiedene Arten des Zuhörens und viele Gründe, warum wir häufig nicht richtig zuhören. Wenn Ihr Kind das Gespräch mit Ihnen sucht, sollten Sie sich Zeit nehmen und ihm Ihre volle Aufmerksamkeit schenken:

geduldig und nicht abgelenkt sein

ohne Bewertungen oder Vorurteile zuhören

die Meinung Ihres Kindes für wichtig erachten

nicht schon an Ihre Antwort denken, sondern erst einmal aufmerksam zuhören

Ihr Kind (aus)reden lassen, nicht sofort einhaken und Ihrem Kind Ihre Meinung aufdrücken

Wenn Sie nur „nebenbei“ zuhören, können daraus leicht Missverständnisse resultieren. Außerdem wird sich Ihr Kind beim nächsten Mal sehr genau überlegen, ob es Ihnen etwas erzählt.

Passives Zuhören

Sie hören nur mit einem „halben Ohr“ zu, sind abgelenkt und warten auf den eigenen Einsatz zum Sprechen. Dies erkennt Ihr Kind durch Ihre Körperhaltung und kann daher entmutigt oder verärgert sein.

Aufnehmendes Zuhören

Sie zeigen Ihrem Kind Ihre Aufmerksamkeit durch verbale und nonverbale Rückmeldungen („So?“, „aha“, „mhmm“, Blickkontakt, Kopfnicken). Dies ermuntert zum Weitersprechen.

Umschreibendes Zuhören

Sie wiederholen das Gehörte mit eigenen Worten. Damit ist kein Nachplappern gemeint, sondern ein sinngemäßes Aufgreifen dessen, was Sie verstanden haben. Sie bringen durch „umschreibendes Zuhören“ zum Ausdruck, wie Sie die Äußerungen verstanden haben („Habe ich dich richtig verstanden, du möchtest gerne …“, „Deine Meinung dazu ist also … Habe ich das richtig verstanden?“). So können Sie Missverständnissen vorbeugen und direkt mit Ihrem Kind klären, was z. B. sein Anliegen ist.

Aktives Zuhören

Hier achten Sie zusätzlich darauf, welche Gefühle, Wünsche und Hoffnungen mitschwingen. Sie versuchen, durch Beobachtung und konzentriertes Zuhören herauszufinden, was Ihr Kind bewegt. Mit dieser höchsten Qualität des Zuhörens signalisieren Sie, dass Sie sich ganz auf Ihr Kind einstellen. Sie nehmen es ernst und versuchen, seinen Standpunkt zu verstehen. Diese Art des Zuhörens fördert Verbundenheit und Vertrauen.

Tipps, die Ihnen den Familienalltag erleichtern können

In der Pubertät ist es schwierig, als Eltern die richtige Balance zu finden: zwischen Loslassen und Halten, zwischen Vertrauen und Kontrolle, zwischen Freiraum lassen und Grenzen setzen. Überprüfen Sie daher regelmäßig Ihre Haltung und Ihr Verhalten gegenüber Ihrem Kind.

Stehen Sie als Gesprächspartner:in und Berater:in zur Verfügung

Halten Sie keine Vorträge, sondern hören Sie Ihrem Kind zu. Interessieren Sie sich für seine Welt und Sichtweise und respektieren Sie seine Privatsphäre.

Provokationen nicht persönlich nehmen

Ihr Kind meint nicht immer, was es sagt. Es grenzt sich nicht von Ihnen ab, sondern von den Erwachsenen allgemein. Bleiben Sie gelassen und gehen Sie nicht darauf ein.

Gemeinsam Regeln aufstellen

Statt zu bestimmen, sollten Sie gemeinsam überlegen, wer welche Aufgaben übernimmt, welche Regeln gelten und was bei Überschreitungen passiert. Das letzte Wort liegt selbstverständlich bei Ihnen. Die Vereinbarungen sollten regelmäßig auf ihre Aktualität geprüft werden.

Auf das Wesentliche konzentrieren

Stellen Sie nicht zu viele Regeln und Verbote auf. Damit nicht unnötig Streit entsteht, sollten Sie sich auf die Dinge beschränken, die Ihnen wirklich wichtig sind. Zu starker Druck verhärtet die Fronten.

Praktische Hilfen anbieten

Bei Bedarf sollten Sie Ihr Kind unterstützen, z. B. bei der Suche nach geeigneten Erwachsenenmediziner:innen. Fragen Sie bitte vorher, ob Ihre Hilfe gewünscht ist.

Angemessene Ziele und Zeiträume formulieren

Überlegen Sie als Familie gemeinsam mit dem Behandlungsteam, wie ein guter Behandlungsplan für diese Lebensphase Ihres Kindes aussehen kann. Als Eltern müssen Sie lernen, kurzfristige Verschlechterungen auszuhalten.

Loben und Bestärken

Erkennen Sie die Fähigkeiten und Erfolge Ihres Kindes an und loben Sie es dafür. Trauen Sie Ihrem Kind Aufgaben zu und vertrauen Sie ihm!

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