„Meine Krankheit hat mich geformt und meinen Berufswunsch geprägt”

Berufswahl

Interview mit Alexia (22 Jahre), die mit 10 Jahren die Diagnose Zöliakie bekam, eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten.
Zöliakie

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die auf einer Überempfindlichkeit gegenüber Gluten beruht. Gluten ist ein Klebereiweiß und Bestandteil von den meisten Getreidesorten. Der Verzehr von glutenhaltigen Produkten führt zu Entzündungen der Darmschleimhaut, zur Zerstörung von Zellen im Darm und zu einem Nährstoffmangel. Typische Folgen sind Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Gewichtsverlust und Gedeihstörungen. Langfristig erhöht die dauerhafte Entzündung das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen.

Die Überempfindlichkeit besteht lebenslang und ist nur durch den dauerhaften und konsequenten Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel zu behandeln (glutenfreie Diät). Insbesondere bei Kindern ist es wichtig, einem Nährstoffmangel entgegenzuwirken. 

Mein Name ist Alexia. Ich habe mit 10 Jahren die Diagnose Zöliakie bekommen, eine lebenslange Unverträglichkeit gegenüber Gluten. Sie führt bei mir zu schlimmen Bauchschmerzen, Kraftverlust bis hin zu Kreislaufproblemen. Dennoch habe ich mein Examen zur staatlich anerkannten Diätassistentin abgeschlossen und arbeite jetzt in einer Rehaklinik in Bad Münder.

Mir war klar, dass ich in einem sozialen Beruf arbeiten möchte. Außerdem nimmt das Thema Ernährung seit meiner Diagnose einen riesigen Stellenwert in meinem Leben ein. Diese Eindrücke haben mich geformt.

Ich wollte mein Wissen erweitern und entschied mich, auf ein berufliches Gymnasium mit dem Schwerpunkt Ökotrophologie zu wechseln. Die Zeit dort hat meinen Berufswunsch bestätigt und ich habe im Anschluss meine Ausbildung zur Diätassistentin gemacht.

Ich weiß, was es bedeutet, wenn eine Diagnose gestellt wird, die das Leben grundlegend ändert. Mir war es wichtig, zukünftig den Menschen die Unterstützung zu geben, die ich damals auch gebraucht habe.

Es gab einige Herausforderungen. Innerhalb der Ausbildung müssen Praktika in verschiedenen Arbeitsgebieten absolviert werden, so z.B. in der Großküche. Durch die Zöliakie war ich oftmals sehr eingeschränkt, was das Abschmecken des Gekochten anging, da vieles nicht für mich geeignet war. Ab und an wurde meine Krankheit auch belächelt und mit dem Ernährungstrend „glutenfrei“ gleichgesetzt.

Auch das intensive Beschäftigen mit dem Thema fiel mir teilweise schwer. Natürlich kenne ich meine Erkrankung gut. Trotzdem war es nicht schön, beispielsweise mit den möglichen Folgen konfrontiert zu werden.

Positive Erfahrungen durfte ich einige sammeln. Diätassistenten haben ein umfangreiches Fachwissen in Bezug auf Zöliakie. Ich wurde immer nett aufgenommen und bei Situationen, wie z.B. Geburtstagsessen, wurde häufig an meine Beschränkungen gedacht, so dass ich am Essen teilnehmen konnte. Die Schule hat mir sogar einen neuen Toaster, sowie eine „glutenfreie“ Kochecke in der Lehrküche zur Verfügung gestellt.

In der Lehrküche haben meine Mitschüler auch sehr häufig Speisen extra glutenfrei zubereitet, damit ich eine größere Auswahl beim Probieren hatte. Ich habe gelernt, solche Situationen sehr wertzuschätzen und habe mich jedes Mal riesig über die vielen lieben Gesten meiner Mitmenschen gefreut.

Die Diagnose einer chronischen Krankheit stellt das Leben der gesamten Familie auf den Kopf. Gerade die Schritte zum Erwachsenwerden – Ausbildung, erste eigene Wohnung etc. –  mit einer chronischen Krankheit bringen oftmals viele Bedenken und Sorgen mit sich. Für mich war es wichtig, dass meine Mutter als stabilisierender Rahmen für mich da war, mich aber dennoch in meiner Selbstständigkeit gefördert hat.

Zum Thema Berufswahl ist es meiner Meinung nach wichtig, dass Krankheit nicht gleich Einschränkung bedeutet, so dass trotzdem ein optimaler Berufsweg gewählt werden kann.

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