Wer lebt, sieht viel. Wer reist, sieht mehr!

Elternbrief

Wenn Ihr Kind Ihnen das erste Mal von seinen Reiseplänen erzählt, löst das bei Ihnen vermutlich viele Bedenken und Ängste aus. Vielleicht würden Sie die Reise sogar am liebsten verbieten. Das ist sehr verständlich, weil Sie als Eltern Ihr Kind vor Gefahren beschützen möchten.

Egal ob ein Auslandsjahr in der 11. Klasse, die große Weltreise nach dem Schulabschluss oder der Sommerurlaub mit Freund:innen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Ihr Kind den ersten eigenen Urlaub plant – alleine, ohne Sie. Durch immer günstigere Flüge und traumhafte Fotos, die auf Social Media geteilt werden, wollen die Jugendlichen heute schon früh so viel wie möglich von der Welt entdecken. Und dieses Fernweh erfasst natürlich auch Jugendliche mit chronischen Krankheiten.

Wenn Ihr Kind Ihnen das erste Mal von seinen Reiseplänen erzählt, löst das bei Ihnen vermutlich viele Bedenken und Ängste aus. Vielleicht würden Sie die Reise sogar am liebsten verbieten. Das ist sehr verständlich, weil Sie als Eltern Ihr Kind vor Gefahren beschützen möchten.

Versuchen Sie Ihr Kind zu verstehen und offen zu kommunizieren: Was bereitet Ihnen konkret Sorgen? Was sind die Wünsche Ihres Kindes? Überlegen Sie gemeinsam, was machbar ist: Meistens ist mehr möglich, als man zunächst denkt!

Das ist vor einer längeren Reise zu beachten:

  • Sprechen Sie früh genug mit dem Behandlungsteam: Ist die geplante Reise machbar und was ist zu beachten?
  • Mittlerweile findet sich überall auf der Welt in den größeren Städten ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis. Auf der Website der jeweiligen deutschen Botschaft findet sich eine Liste mit empfohlenen (Fach-)Ärzten und Ärztinnen.
  • Bei Bedarf sollte die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt Ihrem Kind vor Abreise eine internationale Bescheinigung über die Krankheit ausstellen.
  • Manche Länder setzen gewisse Impfungen zur Einreise voraus. Lassen Sie die Ärztin/den Arzt den Impfpass Ihres Kindes prüfen und ggf. notwendige Impfungen durchführen. In der Regel müssen diese selbst bezahlt werden.
  • Informieren Sie sich, ob es die benötigten Medikamente im Reiseland zu kaufen gibt und wie der Kauf mit der Krankenkasse abgerechnet wird. Alternativ rechnen Sie vorher genau aus, wieviel Medikamente (und Zubehör) für die Zeit benötigt werden. Planen Sie dabei einen großzügigen Puffer ein, falls etwas kaputtgeht oder Ihr Kind etwas verliert.
  • Bei Medikamenten, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, sind unter Umständen besondere Unterlagen beim Grenzübertritt nötig. Informationen hierzu finden Sie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
  • Während eines Fluges sollte Ihr Kind ausreichend Medikamente im Handgepäck mitnehmen, falls der Koffer verspätet ankommt.
  • Klären Sie vorher ab, wie Medikamente (insbesondere Flüssigkeiten und Nadeln) während des Fluges sicher transportiert werden. Eventuell benötigt Ihr Kind eine ärztliche Bestätigung über die Notwendigkeit der Medikamente. Manche Fluggesellschaften erlauben bei medizinischem Bedarf auch ein kostenloses Übergepäck.
  • Insbesondere vor Fernreisen und längeren Auslandsaufenthalten muss unbedingt der Versicherungsschutz vorab geklärt werden.

Krankenversicherung im Ausland

Wer in Deutschland gesetzlich versichert ist, besitzt automatisch auch die Europäische Krankenversicherungskarte (engl. EHIC). Diese garantiert innerhalb der EU (inkl. Liechtenstein, Norwegen, Schweiz und Island) eine Behandlung nach landestypischem Standard in Notfällen und bei medizinisch notwendigen Leistungen, die nicht bis zur Rückkehr warten können.

Tipp: Bei der Deutschen Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland finden Sie (neben länderspezifischen Übersichten zu Zuzahlungen und Gebühren) auch aktuelle Informationen zur Gültigkeit der EHIC in Großbritannien.

Für indirekte Leistungen (z.B. Krankenrücktransporte) in Europa und generell bei Reisen außerhalb der EU sollte eine private Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Informieren Sie sich genau, welche Leistungen übernommen werden: Manche privaten Versicherungen schließen die Kostenübernahme bei Leistungen für chronische Krankheiten aus. Meistens findet sich hier aber eine Kulanzlösung, die von Dauer und Art der Reise abhängt.

Und wenn doch zu viel dagegen spricht…

Sind Ihre Bedenken zu groß oder rät das Behandlungsteam sogar von der geplanten Reise ab, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind nach einer Alternative suchen: Vielleicht zwei Wochen Spanien statt Brasilien oder das Surfcamp lieber an der Ostsee statt an der Atlantikküste. Bei manchen Erkrankungen bieten auch Selbsthilfevereine oder andere Initiativen medizinisch betreute Ferienfreizeiten an. Versuchen Sie gemeinsam einen Kompromiss zwischen Fernweh und Sicherheit zu finden.

Genießen Sie die kinderfreie Zeit!

Wenn Sie Ihrem Kind dann wirklich am Bahnhof oder Flughafen hinterherwinken, bleibt wahrscheinlich ein mulmiges Gefühl, unabhängig vom „Okay“ des Behandlungsteams und sämtlichen Vorbereitungen.

Aber: Von diesem Gefühl bleiben auch die Eltern von gesunden Kindern nicht verschont. Sobald Ihr Kind angekommen ist und die ersten Tage ohne Probleme überstanden sind, wird sich Ihre Sorge hoffentlich langsam legen. Und dann gelingt es Ihnen vielleicht, die kinderfreie Zeit zu genießen.

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